Ich stellte mir kürzlich auf Twitter die Frage, ob Udo Vetter Pädophile vertritt und wie ich das zu sehen habe. Der Ursprung dieser Fragestellung rührte aus seinen Ausführungen zu Falkvinge her, aus denen heraus man den Eindruck gewinnen kann, dass er mit der Thematik zumindest nicht unbeschäftigt ist.
Meine Fragestellung war tatsächlich wertfrei gemeint und eher ein Gedankenspiel. Würde ich das tun, wenn ich Anwalt wäre? Möchte ich überhaupt jemals in diese Fragestellung reingeraten und wo sind meine theoretischen und gefühlten Grenzen bei dieser Fragestellung? Auch im Umgang mit solchen Menschen? Wie das auf Twitter aber immer so ist, bekommt man bei solchen Themen eher das reflexhafte Beißen beider Seiten zu spüren, statt dass man sich mit der Thematik in einem angemessenen Rahmen auseinandersetzen kann. Und damit meine ich nun nicht Christoph Kappes, der hier als Dialogpartner zu sehen ist.
Dieses Reflexhafte drängt in gedankliche Ecken und in eine Rechtfertigungsposition, die durchaus bemerkenswert ist und in dieser Dynamik immer wieder überrascht. Vor allem aber beengt sie das eigene Denken, denn dieses wird von außen induziert in eine von außen gewählte Ecke gedrängt, aus der heraus man nur noch durch Rechtfertigungen kommt.
Ein Grund, warum ich meine Twitternutzung momentan komplett infrage stelle und definitiv stark verändern werde.
Und eigentlich wäre mir das alles auch herzlich egal und keiner Erwähnung wert, wenn Udo Vetter nicht kurz darauf in einem unsäglich ekelhaften Duktus erklärt hätte, warum die Vergewaltigung einer 15jährigen rechtlich vollkommen in Ordnung ist und dass jeder, den das stört, gefälligst klarzukommen habe.
Dass die 15-Jährige sagte, sie wolle das nicht, wird vom Gesetz gar nicht für wichtig gehalten. Das mag irritieren, ist aber so.
Was Udo Vetter betrifft, wird er nun damit klarkommen müssen, dass sich bei mir eine ganze Menge Fragen bezüglich seines Weltbildes ergeben. Und vielleicht interessiert das nach all den Ergo-Skandalen ja auch die ARAG. Vermutlich nicht. Aber mich, als selbstbestimmter Kunde der ARAG.
Es ist nicht der einzelne Beitrag, der zählt. Es gibt durchaus eine Gesamtheit der Dinge. Es war nicht der erste Ausrutscher. Udo Vetter gilt es nun endgültig zu hinterfragen. Auch weil er gerne als szenisches Sprachrohr fungiert. Meines soll er jedenfalls nicht sein. Da grenze ich mich ab.
Update 18.09.12 um 11:01 Uhr: Ein wesentlich gehaltvollerer Beitrag zur nicht erfolgten Verurteilung bzgl. der Vergewaltigung einer 15jährigen, findet sich in der Wochendebatte der Featurette.
Update 18.09.12 um 12:46 Uhr: Die Ausrufer erläutern, warum die Interpretation von Udo Vetter auch rechtlich eher fragwürdig ist.
“Was Udo Vetter betrifft, wird er nun damit klarkommen müssen, dass sich bei mir eine ganze Menge Fragen bezüglich seines Weltbildes ergeben.”
Moment, wo hat Vetter da ein Weltbild vertreten? Er hat die _gesetzliche_ Lage erörtert, nichts hat so wenig mit einem “Weltbild” zu tun.
Ein Anwalt hat sich an Gesetzen zu orientieren, genau so wie ein Richter nach diesen entscheiden muss, nicht nach seiner persönlichen oder der allgemein vorherrschenden oder von bestimmten Menschen als “gut” befundenen Moral.
Es sind nicht Anwälte und Richter, die man in solchen Fällen zu kritisieren hat, sondern die Gesetze und diejenigen, die sie machen.
Aber was will man erwarten… wenn eine vollkommen nüchterne Betrachtung mit zig Hinweise auf die Gesetzeslage als “unsäglich ekelhafter Duktus” verzeichnet wird und der Autor zuvor schon zeigt, dass seine Twitternutzung von Kritik und der Lautstärke anderer Meinungen abhängig macht.
tl;dr: Persönliche Meinung wie so viele im Netz (was ja ok ist) mit ein bisschen viel Allgemeingültigkeitsanspruch (was nicht so ok ist).
vielleicht solltest du eine der gängigen suchmaschinen mal nach dem wort “duktus” befragen. ich habe die rechtlichen ausführungen in keinerlei zweifel gezogen. um die ging es eben nicht.
ansonsten ist es wohl etwas verwegen meine twitternutzung so zu interpretieren, wie du es tust. ich kritisiere einen effekt zwischenmenschlicher kommunikation, der wissenschaftlich auch nicht erst mit twitter entdeckt wurde, auf twitter nur stark verstärkt auftritt.solcherlei kann man bei der nutzung von tools durchaus mal reflektieren.. das gehört zur selbstermächtigung und generellen sozialkompetenz. das klassisch als schwäche auszulegen… ist mindestens langweilig.
edit: zu den rechtlichen aspekten des falls habe ich einen beitrag der “die ausrufer” ergänzt, der vetter auch nicht sonderlich gut dastehen lässt.
mfg
mh