Da meine „etwas ins´s esoterische driftende „Argumentation““ dank Frank Rieger nun ins Gespräch gekommen ist, ein paar Anmerkungen zu den Ausführungen von ms0.
Es übrigens auch nicht nur der Duktus, der mich in dieser Diskussion stört, sondern auch die Art und Weise wie sie vonstatten geht. ms0 plagiert.
Trotz meiner „Argumentation“ heißt es bei ms0 plötzlich, gemäß meinen Ausführungen, die er bestreitet:
Klar, viele Daten bedeuten nicht automatisch bessere Daten
Und auch
Schon hier können wir feststellen: Es gibt weder eine “gerechte” noch eine “wirkliche” Bewertung von Kreditwürdigkeit. Es kann sie nicht geben, niemals und per Definitionem.
entspricht genau dem, was ich ausführte. Der Unterschied ist nur, dass ich erklärte, warum dem so ist, während ms0 es sich sehr einfach macht und es nur behauptet.
Nun spricht er mir meine Äußerungen ab, und nimmt auch Frank Rieger insofern den Wind aus den Segeln, als dass er seine eigene auf Twitter geäußerte Behauptung einfach nicht mehr sagt und nun das Gegenteil äußert.
@mspro Das nennst Du ein „Argument“? Das hat Dir doch schon @mh120480 komplett zerbröselt, ohne Widerspruch zu ernten.
— Frank Rieger (@frank_rieger) Juni 11, 2012
Wir haben an diesem Punkt also einen Konsens erzielt, auch wenn derjenige, der nachgab, versucht dies hinter ausfälligem Verhalten zu verschleiern und die Argumente nun als die Seinen ausgibt.
Geschenkt, aber benannt.
Kommen wir wieder zu den Irrtümern, die dann unter Punkt 3 (den erstmals neuen) Ausführungen zur Macht und den Interessen, zu finden sind.
Es ist schon eine sehr naive Sicht auf die Welt, der Finanzbranche zu unterstellen sie würde nur Gutes wollen, also Kredite vergeben und ihr dabei abzusprechen, noch weitere Interessen zu verfolgen. Es verkennt: Banken sind politisch relevante Institutionen, die vor allem aber auch politisch agieren und Politik beeinflussen.
Während die Lobbyschlachten zu jedem Futzelchen an Finanzmarktregulierung in den USA mittlerweile legendär sind, schlagen die Institutionen in Europa informellere Wege an. Sven Giegold gab einst einen Einblick.
Es ist entsprechend wichtig diese Institutionen und ihr Treiben zu Hinterfragen. Der FAZ-Artikel von Frank Rieger stellte die Frage aber gar nicht so eindimensional auf Basis der Schufa sondern durchaus generell. Wer sammelt Daten und was hat er damit vor? Sprich wie verwertet er sie.
Dinge, die ein Verbraucher wissen können sollte. Die meisten Menschen geben ihre Daten gegenüber der Schufa ab, weil sie gezwungen werden. Was damit wirklich passiert, weiß niemand so genau, der sich außerhalb von Banken bewegt.
Man sieht nicht die internen Ratings, die von der Schufa über das eigene Ich erstellt werden. Man bekommt auf Anfrage nur die quasi generell öffentliche Auskunft.
Was in der Fehlannahme komplett ausgespart wird, ist der Anspruch, den eine Gesellschaft haben kann. Wir, als Gesellschaft, können der Schufa einfach das Recht auf die Datenverarbeitung unserer Freundschaften absprechen. Ein legales Unternehmen wird sich dem Anspruch der Gesellschaft unterwerfen, denn es ist eine auf dem Rechtsstaat basierende Institution.
Die Absage der Studie ist übrigens genau das. Die Akzeptanz der Untersagung. Man tut das u. a. deswegen, weil man sonst Gefahr läuft, eine Rechtssituation zu schaffen, die das Vorhaben gänzlich untersagt. So jedoch wird die Studie unterlassen und in 2-3 Jahren kann sie einfach erneut angeleiert werden.
Frank Rieger liegt nicht falsch, wenn er darin eine Gefahr sieht. Es ist das ewige Spiel mit der Gewöhnung der Menschen an die ökonomischen Gegebenheiten. Heute ein Skandal, morgen kaum noch wahrgenommen und umgesetzt.
Nur findet in der Zwischenzeit eines nicht statt: ein gesellschaftlicher Diskurs darüber, ob wir das wollen und wenn ja, in welchem Ausmaß oder wenn nein, welche Strafen es dafür gibt.
Eine der Grundannahmen von Post Privacy, die Daten sind weg also öffentlich, mag für das Internet ja durchaus zutreffen. Dennoch können wir den legalen Teil dieser Industrie und auch der Bevölkerung regulieren und es ist unsere Pflicht, das zu tun, denn es steckt auch indirekte Grenzen für den Schwarzmarktbereich. Das ist die simpelste Form einer Ordnungspolitik, die man ob fehlender eigener Ansprüche nicht für eine gesamte Gesellschaft wegwischen kann.
Hinzu kommt, dass Unternehmen wie auch Privatpersonen das Rechtssystem immer in seiner Gänze ausnutzen. Was legal ist, wird getan. Wenn eine Gesellschaft also keine Grenzen steckt, dann schädigt sie sich selbst. Auch hier offenbart der Finanzmarkt die Funktionsweise.
Es ist im Kern durchaus neoliberal, wenn Regulierung verweigert wird, denn es öffnet dem Missbrauch und der Bereicherung Einzelner unnötig die Tür. Für das Internet bedeutet dies: Fehlende Regulierung führt zu einer hohen Akkumulation von Geld an wenigen Stellen. Die Schufa ist ein Dienstleister für genau solche Stellen.
Danke für den zweiten Teil. Beim ersten hat mir ja der rote Faden gefehlt, und ich fand Deine Ausführungen zu Statistik auch nicht völlig überzeugend. Ich hatte den Text aber auch, so wie ich das jetzt sehe, aus einer falschen Perspektive gelesen; viel wichtiger als die Frage, ob da die Schufa über derartiges Mining nun ihre Profile verbessern kann, ist ja auch die Einordnung, ob man ihr das erlauben sollte oder nicht.
Und da greift mir der Post-Privacy-Ansatz auch zu kurz, wenn man vor der Möglichkeit der technischen Umsetzbarkeit schlicht kapituliert. Wir als Gesellschaft ahnden schließlich andauernd Dinge, die wir letztlich nicht kontrollieren können; und das funktioniert im großen und ganzen ja trotzdem.
Um das vielleicht noch mal glatt zu stellen: der 1. Teil sollte keine Wertung der Schufa darstellen. Es ging allein um die Frage, ob mehr Daten (aus dem Internet) die Schufa zu einem besseren Ergebnis bringen. Das habe ich bestritten und ich finde diese generelle Behauptung „mehr Daten = bessere Ergebnisse“ auch weiterhin überhaupt nicht zielführend.
Über die generelle Qualität der Schufa-Daten sollte dadurch aber nicht geurteilt weden.
Wenn wir über die Schufa urteilen wollen, müssen wir uns als Gesellschaft fragen ob wir das wollen. Die Frage nach der Datenqualität finde ich dabei zweitrangig. Ich behandel solche Themen entsprechend sehr segmentiert. Vielleicht baue ich künftig Fragestellungsteaser.
MfG
mh