Ich bin durchaus ein Freund des Gedankens, dass Parteien Dinge neu Denken und darauf basierend auch eine Neugestaltung des politischen Vorgehens entwickelt wird. Bestenfalls bricht das eingefahrene Strukturen auf und verbessert das politische Tagesgeschäft. Auch in der Wahrnehmung der Bürger.
Man kann es aber auch übertreiben. Die Piraten tun das.
Da werden bspw. niedrige vierstellige Euro-Beträge für Rechtsstreitigkeiten budgetiert, obwohl man in dem Wissen ist, dass dieser Betrag im Fall eines Rechtsstreits nicht einmal ansatzweise ausreicht.
Darüber kann im Einzelfall hinweggesehen werden, da die Realität den entsprechenden Zwang von selbst generieren wird.
Weniger Verständnis bringe ich dafür auf, dass zeitlich stark eingespanntes Personal nicht bezahlt wird. Nun kann man solcherlei am Beginn des Seins machen, vor allem wenn sich der Aufwand dann in Grenzen hält. Ist jedoch ein bundespolitischer Anspruch vorhanden, dann reden wir hier über unbezahlte Vollzeitstellen. Die auch nicht die Möglichkeit bieten, nebenher für den Lebensunterhalt zu sorgen.
Nicht nur, dass solche Jobs dann nur Menschen machen können, die es sich leisten können. Es wird dadurch verhindert, dass die kompetentesten Menschen in Amt und Würden kommen.
Mich jedenfalls schockiert es, wenn die bundespolitische Sprecherin einer Partei quasi nach der Einarbeitungsphase schon vor der Problematik steht, sich nicht finanzieren zu können.
Frank Schirrmacher kann die Antwort auf diese innerparteiliche Problemstellung jedenfalls nicht sein.
Das Zwischenfazit von Afelia hat ja durchaus zu einer Diskussion geführt. Bei der offenbarte sich jedoch auch eine dieser sehr unangenehmen Seiten der Piratenpartei: Dogmatismus.
Ich fühle mich jedenfalls unangenehm erinnert, wenn ich diesen Diskussionen folge.
Denn es geht dann tatsächlich darum, dass diese Jobs gefälligst als Ehrenamt zu definieren sind. Für die Partei. Und es ja nicht sein kann, dass solcherlei bezahlt würde. Weil. Und alle tun es ja ohnehin umsonst.
Nun mag das auch ein wenig der Zeitgeist sein. Die vielbeschworene Generation Praktikum, die verlernt hat, dass Arbeit auch einen Wert hat und haben muss. Oder ist es schon die Generation Hartz, die gewöhnt ist, dass ihr Arbeitslohn durch den Staat ergänzt werden muss? In beiden Fällen fehlt der Maßstab. Die Würdigung der Leistung. Geschweige denn die Möglichkeit von dem eigenen Schaffen zu leben.
Es mag folgerichtig sein, solche Probleme mit einem BGE lösen zu wollen.
Momentan gibt es das BGE nicht. Essen kostet Geld, arbeiten genauso. Es wird Zeit das zu berücksichtigen.
Ich kann mir irgendwie nicht helfen, entweder bin ich zu unterbelichtet oder … aber irgendwie entschliesst sich mir der Sinn dieses Textes nicht.
Soll hier gerade Mitleid mit unter-/nicht-bezahlten Vollzeitpolitikern erzeugt werden?
Oder soll hier einfach nur die Realitätsferne der eigenen Ideologie entlarvt werden?
Man kann ja als Finanzexperte immer schön von der ökonomischen Effizienz jeglicher Arbeit schwärmen, aber öffentlich in die Finanzen einer Partei reinzureden, finde ich, mit Verlaub, da kann man auch überteiben.
Sie können der Partei bestimmt gerne Spenden zukommen lassen, damit sie Ihre Tätigkeiten effektiver durchführen kann.
(Auch wenn es sich so anhören mag, bin kein Mitglied irgendeiner Partei)
welcher voraussetzungen bedarf es, damit ich über öffentlich zugängliche informationen urteilen und ebenso öffentlich reden darf? dies va in bezug auf die jeder-darf-mitmachen-piratenpartei.
welche ideologie verfolge ich?
wo habe ich über die ökonomische effizient jeglicher arbeit geschwärmt?
mfg
mh
Zu Frage 1) Meinungsfreiheit war hier gar nicht mein Anliegen.
Zu Frage 2) Ich meine natürlich nicht Ihre Ideologie, sondern die der Piraten (Stichwort Kostenloskultur).
Zu Frage 3) Ich meine Ihre „Arbeit muss sich wieder lohnen“ in Zeile 9 zum Beispiel.
es ging mir nicht um „arbeit muss sich wieder lohnen“ in dem FDP-kontext. gemeint war „arbeit muss bezahlt werden“.
und das ist dann auch keine rein parteipolitische frage, sondern eine gesamtgesellschaftliche. denken wir das etwas weiter, dann kommen wir von der arbeit für wenig lohn, über die arbeit mit subventioniertem lohn (aktuell), nun hin zur arbeit für gar keinen lohn.
gerade dann, wenn dies eine parteiideologie ist, müsste man sich um so schärfer damit auseinandersetzen. ich habe zur zeit nicht den eindruck, dass dies der fall ist. auch wenn mancher mit solchen aussagen durch die gegend zieht. ich sehe viel eher die gefahr, dass es zur gewohnheit wird und das hat konsequenzen, die hauptsächlich die personelle besetzung der piraten betreffen wird.
das thema ist mE auch wesentlich komplexer als ich es nun eingangs darstellte, denn er anspruch der piraten ist teilhabe. nur wer kann denn (auch auf posten bezogen) teilhaben, wenn teilhabe zur geldfrage wird, in dem sinne, dass man es sich leisten können muss, etwas kostenlos für die partei zu tun?
der aktuelle fall, den ich hier beispielhaft aufführte, ist ein guter zeitpunkt, diese debatte zu führen. sie läuft ja auch bereits und ich nehme daran teil. weil ich es kann. 🙂
ansonsten hat hannes auf den punkt gebracht, worum es mir im ging.
Wenn es Ihnen um gesellschaftliche und nicht innerparteiliche Teilhabe und der immer fortwährenden Entkopplung von Arbeit und Lohn geht, sind wir eigentlich schon mitten in der Diskussion um das BGE. Anscheinend sind die Piraten da der Wirklichkeit weiter voraus als ihnen lieb ist.
das war nicht meine aussage.
mfgmh
Ich glaube es geht ihm nur darum, darzulegen, dass man, wenn man kompetentes Personal halten will, nicht darum herum kommt, Es so zu bezahlen, dass es davon leben kann. Da unterscheidet sich Politik nich von der Wirtschaft.
Wenns nach mir ginge, sollte man das Gehalt von Politikern um einiges erhöhen, und dafür jegliche Nebeneinkünfte verbieten, dass wäre ehrlicher und transparent, also Ziel der Piraten. 😉
Arg. Bier tötet Rechtschreibung. sorry dafür 🙂