Gesendet: Donnerstag, 13. Oktober 2011 07:48
(Disclaimer: Ich habe einige Umformulierungen vorgenommen und einzelne Darstellungen verbessert.)
Die Banken werden nicht gerettet, weil eine Bankenrettung so toll ist, sondern weil sonst unsere Wirtschaft zum Erliegen kommt. Damit meine ich nicht Stagnation sondern Rezession bis hin zum Systemcrash.
Es führt momentan kein Weg daran vorbei, Banken zu retten, die zu groß sind, um sie fallen zu lassen.
Dexia wurde bspw. deswegen gerettet, weil die Bank einer der größten Finanziers französischer Kommunen ist. Die Depfa, ggf. bekannter als HRX, wurde seinerzeit gerettet, da dort eine Vielzahl (nicht nur deutscher) Pfandbriefe herausgegeben wurde. Ein Staatsfinanzier.
Sprich die Altersvorsorge vieler (nicht nur Deutscher), die im Fall einer regulären Insolvenz zu Niedrigstpreisen auf dem Markt verkloppt worden wäre. Das hätte die Versicherung dann gegenüber ihren Kunden berappen müssen, was auch nicht jede überlebt hätte.
Die Rettung dieser Institute geschieht ja nun leider nicht aus dem Grund, dass man sie am Leben erhalten will, sondern weil man sie am Leben erhalten muss.
Der Ansatzpunkt hierzu ist entsprechend, dass Instrumente gefunden werden müssen, um solcherlei Größenprobleme künftig zu verhindern.
Und da bleib ich dabei. Wer das ernsthaft angehen will, wird:
a) den Eigenhandel der Banken verbieten wollen (nicht wegen der angeblichen Zockerei die 20 % aus macht, sondern wegen der strukturellen Vorteile gegenüber anderen Marktteilnehmern, was Marktineffizienzen hervorruft).
b) Die Margins (für den Handel) stark erhöhen.
c) Geschäftsbanken vom Investmentbanking generell trennen. Damit ist auch gemeint, dass keine Minderheitenbeteiligungen oder indirekte Beteiligungen gehalten werden dürfen.
d) Den Investmentbanken wesentlich stärkere Eigenkapitalauflagen machen als den Geschäftsbanken.
e) Die Eigenkapitalanforderungen generell erhöhen.
Das muss nur schrittweise geschehen, denn es wird Wachstum kosten. Hauruckaktionen sind abzulehnen.
Der Punkt dabei ist, dass man auch verhindern muss, dass Staaten dieses dann „fehlende Wachstum“ durch höhere Verschuldung versuchen zu kompensieren.
Im Vergleich zu dieser Salami-Veränderung hat ein Systemcrash den Vorteil, dass er politisch weniger anstrengend ist. Sprich Crash, Reset des Systems, ein paar Anpassungen und weiter geht’s. Klingt natürlich auch simpler als es ist, da es zusätzlich noch soziale Verwerfungen geben wird. Nur ist dann der auch erst der Druck und die Möglichkeit zu größeren Veränderungen vorhanden.
Das sind im Groben die Fragen, der sich Politik gerade stellen muss. Verklausuliert hinter der Phrase Euro-Rettung, die auch entsprechende Auswirkung auf den Rest der Welt hätte.
Die Problematik dabei ist, dass die staatliche Konkurrenz, sprich das Globale, Veränderungen dieser Art weitestgehend verhindern. Zu unterschiedlich sind die Interessen und zu groß teilweise die Abhängigkeit vom Finanzsektor, wie am Beispiel USA zu sehen ist.
Insofern darf man die markigen Sprüche aus Russland und den stärkeren Druck aus China, gegenüber den USA, nicht unterschätzen. Hier geht es um ganz fundamentale Veränderungen, die auch mit dem Thema Leitwährung und dem einhergehenden Geldschöpfungsmonopol der Leitwährung Dollar zu tun haben. Monopol = ineffizient.
Weitgehende Zustimmung. Ergänzende Vorschläge:
– Risikogewichte für Interbankengeschäft drastisch erhöhen. Interbankenexposure sind systemisch riskant, werden aber mit sehr niedrigen Risikogewischten belegt.
– Kreditvergabe an Investmentvehikel verbieten. Es gibt keinen wirklichen Grund warum Banken Hedgefonds Geld leihen. Ich habe Trader gesehen, die alles was ihnen vom Risikocontrolling verboten wurde in ein rechtlich unabhängiges 1€-Limited-SPV ausgelagert haben und dem dann das Geld geliehen haben.
– Zwangskapitalerhöhungen für alle Banken unter X% EK-Quote. z.B. X=15%. Das kann ohne Enteignung via handelbare Bezugsrechte/-verpflichtungen geschehen.
PS: heißt „AG Wirtschaft“, dass Du jetzt bei den Piraten mitmachst?
die piraten ag hat ne öffentliche mailingliste.
https://service.piratenpartei.de/listinfo/ag-wirtschaft
ansonsten muss ich nochmal in mich gehen, würde dem nun prinzipiell aber nicht widersprechen. bei der benennung einer erstrebeswerten ek-quote bin ich atm noch etwas ambivalent.
mfg
mh