1. Das Internet ist nicht anders.
Das Internet ist nicht anders. Es macht die real existierende Öffentlichkeit sichtbar, die verbal schon immer vorhanden war, nun aber die Möglichkeit bekommt sich spürbar und unkompliziert zu äußern. Wut, Freude, Trauer, Glücksmomente. Das Internet gibt es in seiner Gesamtheit wieder.
Damit müssen Journalisten ebenso umgehen lernen, wie mit der Kritik und den Lob, dem sie sich schon immer ausgesetzt sahen, es nun aber erstmals direkt spüren. Der Journalist ist kein Taktgeber, er ist ein Sklave der Öffentlichkeit.
2. Das Internet ist ein Medium ist Kommunikation.
Die Veröffentlichung medialer Inhalte benötigt Zeit. Der Journalist wird dafür bezahlt sich Zeit zu nehmen und hat entsprechend gründlich zu recherchieren bevor er beginnt zu Publizieren. Dabei hat der Journalist seine Art und Weise dem Medium zu unterwerfen und es zu unterlassen, dem Medium seine Art und Weise aufzudrücken.
Informationen jeglicher Art sind in einer für die Veröffentlichungsform passenden Art und Weise zu schreiben. Die Tiefgründigkeit der Recherche passt sich dem Zielgerät an. Der Journalist hat dabei zu akzeptieren, dass die schiere Masse an Lesern immer Personen mit sich bringen wird, die sich in einem Thema besser auskennen. Der kommunikative Part, der durch eine Veröffentlichung automatisch generiert wird, dient der Verbesserung und des Wachsens der anfänglichen Informationsgrundlage, die ein Artikel ist.
3. Das Internet ist ein Teil der Gesellschaft.
Das Internet ist nicht unsere Gesellschaft. Das Internet ist ein Teil unserer Gesellschaft.
Der Journalismus hat sich der großen Herausforderung zu stellen, dass er sich in einer Übergangsphase befindet. Viel Offline stößt auf weniger Online. Online tendiert zur Hyper-Kommunikation. Jederzeit und überall soll Unterhaltung vorhanden sein, nicht nur Information.
Verlage haben die Aufgabe sich dieser Problematik zu stellen und die neuen Kommunikationswege zu bedienen. Bestenfalls schaffen sie es, durch eine zunehmende Vernetzung von Print- und Online die Brücke zwischen On- und Offline zu schlagen. Als Vermittler, als Informationsdienstleister, als Anbieter von Möglichkeiten.
Verlage dürfen nicht jedem Trend willenlos hinterherhoppeln.
4. Die Freiheit des Internets ist antastbar.
Wie jedes von Menschen generierte System unterliegt das Internet einem generellen und selbst auferlegten Verhaltenskodex. Dies führt zu Aus- und Abgrenzung, wie auch im richtigen Leben. Der Unterschied ist, dass das Internet dennoch jedem, dann nur unbeachtet, Platz bietet. Dies ist eine abgewandelte Form der Demokratie, ihre Währung ist Beachtung.
Die Gesetze der Offline-Welt sind im Internet gültig. Nicht alle Gesetze der Offline-Welt haben Sinn, wenn man sie auf das Internet umlegt. Der Gesetzgeber hat die Pflicht diese Gesetze den neuen Gegebenheiten sinnvoll anzupassen. Dabei hat er es zu unterlassen Schutzmechanismen für alte Strukturen zu schaffen. Nutzung entscheidet über Bestehen.
5. Das Internet ist Meinungsbestätigung.
Das Internet ist ein reines Informations- und Kommunikationsmedium. Das Internet ist neutral. Die Deutungshoheit über Informationen obliegt dem jeweiligen Betrachter.
Das Internet bietet eine Masse an Informationen. Kein einzelner Mensch wird sich in der Lage sehen kann alle verfügbaren Informationen zu konsumieren. Technische Möglichkeiten, diesen Informationsfluss zu ordnen und verträglich zu machen, führen automatisch zu einem Verlust an Informationen. Der Gewohnheitsdrang des Menschen generiert aus dieser Informationssortierung ein persönliches Meinungsbild. Dieses Meinungsbild entspricht in der Mehrzahl der ohnehin vorhandenen Meinung.
Der Internetnutzer ist dazu angehalten überwiegend Informationen zu konsumieren, die nicht seiner Meinung entsprechen.
6. Das Internet verändert den Journalismus.
Der Journalismus ist ein Teil der Gesellschaft. In einer prosperierenden Internetgemeinschaft ist er ein kleines Rad. Dadurch verringert sich der Anspruch an den Journalismus als vierte Macht. Die Internetgemeinschaft ist die vierte Macht.
7. Das Netz verlangt Privatsphäre.
Die Verknüpfung von Internetnutzern bringt das Internet mit sich. Wer mitreden will, muss sich dem Netzwerk öffnen und wird dabei einen Teil seiner Persönlichkeit sowie seiner persönlichen Daten nach außen geben. Das ist umgänglich und muss umgänglich bleiben.
Gerade deswegen hat der Internetnutzer hat das grundsätzliche Recht auf Privatsphäre und insbesondere auf den Schutz seiner Daten. Persönliche Daten sind ohne persönliche Einwilligung unverkäuflich, definitiv aber niemals wiederkäuflich.
8. Schnell zugängliche Informationen, kontrollierbare Suchmaschinen.
Suchmaschinen und Aggregatoren sind Teil des Internets. Insbesondere Suchmaschinen haben ihre Algorithmen offen zu legen und sich der Kontrolle der Netzöffentlichkeit zu unterwerfen.
Quellenangaben sind für den Journalismus Pflicht.
Verlage haben dafür Sorge zu tragen, dass Ihre ins Netz gestellten Informationen unkompliziert zugänglich sind. Das schließt Bezahlinhalte ein, deren Zugänglichkeit über wenige Clicks zu Gewährleisten ist.
9. Das Internet ist ein Ort für den politischen Diskurs.
Der Printjournalismus ist zu einer großen Masse an Konsens verkommen, was zu einer sich selbst beschränkten Meinung in Politik, Wirtschaft und Journalismus geführt hat. Der Journalismus hat die Aufgabe das Internet als Chance zu begreifen sich aus dieser Selbstbeschränkung zu befreien und zu seiner eigentlichen Aufgabe zurückzukehren.
Die Aufgabe des Journalismus besteht im Aufdecken von Missständen und in der Förderung des gesellschaftlichen Dialoges. Der Journalismus ist im Internet ein größeres Rädchen unter vielen Kleinen.
Das Internet wird in Zukunft den politischen Dialog nicht nur führen, sondern kontrollieren und vorgeben. Gleichwohl wird das Internet den zwischenmenschlichen Kontakt nicht komplett ersetzen können und sollen.
Die Netzöffentlichkeit ist dazu aufgefordert sich kritisch und beobachtend mit gesellschaftlichen Entwicklungen auseinanderzusetzen, auch mit der Eigenen.
10. Pressefreiheit ist Meinungsfreiheit.
Der Printjournalismus ist zu einer großen Masse an Konsens verkommen, was zu einer sich selbst beschränkten Meinung in Politik, Wirtschaft und Journalismus geführt hat. Der Journalismus hat die Aufgabe das Internet als Chance zu begreifen sich aus dieser Selbstbeschränkung zu befreien und zu seiner eigentlichen Aufgabe zurückzukehren.
101. Es gibt ein Zuviel an Information.
Wichtig ist, dass alle erdenklichen Informationen auch wirklich verfügbar sind. Das Internet kann das leisten. Der Nutzer kann nicht alle Informationen verarbeiten.
Die Aufgabe des Journalismus besteht in einer Sortier- und Vorverarbeitungsfunktion für den Leser. Die Aufgabe des Lesers besteht in der Ergänzung dieser Informationen. Ob für sich persönlich oder gesellschaftlich relevant obliegt den technischen Möglichkeiten und persönlichen Absichten jedes Einzelnen.
Der Journalismus ist ein Dienstleister, kein Meinungsmacher.
112. Tradition ist Teil eines Geschäftsmodells. Vorhanden sein ist keines.
In einer Übergangsphase, zwischen zwei Welten gefangen, ist es für den Journalismus schwer, sofort ertragsreiche Geschäftsmodelle zu finden. Dieser Aufgabe kann er sich jedoch nicht verweigern.
Tradition, sprich Marken, Bieten dem Journalismus eine gute Basis, um im Internet wahrgenommen zu werden. Wahrnehmung eröffnet die Chance durch Aktivität vom Trendfolger zum Gestalter zu werden. Dazu gehört Mut.
123. Das Internet akzeptiert ein Urheberrecht.
Ein Urheberrecht ist wichtig für alle die sich am Internet beteiligen. Das bisherige Urheberrecht ist auf das Internet und seine Eigenarten nur begrenzt anwendbar. Die Verlage und die Politik sind aufgefordert, sich den neuen Bedingungen nicht mehr zu verweigern. Sie sollen es sinnvoll, und unter Beteiligung der Netzgemeinde, in eine neue Form zu bringen.
Dazu gehört, dass sie lernen wie das Netz funktioniert. Wie Geschäftsmodelle aussehen könnten. Wer leistet, wird entlohnt. Das Internet erkennt dies an.
14. Was im Netz ist, bleibt im Netz und das ist egal.
Dem Journalismus wird es im Zweifelsfall egal sein, mit welcher Qualität er sein Geld verdient. Es wird dem Nutzer obliegen die Entscheidung zu treffen, welchen Anspruch er erwartet.
Mit der zunehmenden Popularisierung des Internets wird es einen Qualitätsverlust in der Breite geben. Das ist nicht als bedrohlich anzusehen, da das Internet jedem Platz bietet. Ob professionell angeboten oder in Selbstorganisation, das Internet bahnt sich seinen Weg.
135. Qualität wird zur Quantität.
Das Internet ist die Masse. Mit der zunehmenden Popularisierung des Internets wird es einen Qualitätsverlust in der Breite geben. Bei einer durchschnittlich gesteigerten Qualität setzen sich auch die Ansprüche an bei den anspruchsvolleren nach oben.
Journalismus in der Breite wird somit immer als Massenware realisiert werden müssen. Journalismus Er ist aber nicht mehr, wie beim Printprodukten, zum „Ergebnistreiber“ Masse verdammt. Gut umgesetzte Spezialangebote können zu Haupteinnahmequellen werden. Dabei stehen diese Angebote in Konkurrenz zu privaten, sich selbst organisierenden Projekten.
Dem Journalismus wird es im Zweifelsfall egal sein, mit welcher Qualität er sein Geld verdient. Es wird dem Nutzer obliegen die Entscheidung zu treffen, welchen Anspruch er erwartet.
146. Das Internet interessiert sich hauptsächlich für sich selbst.
Thementrends, die aus dem Internet heraus geboren wurden, waren bisher fast ausschließlich Themen, die Internetnutzer in einer unangenehmen Weise trafen.
Die bisherigen Funktionsmechanismen sind somit vorhanden und können auch weiterhin von den Medien genutzt werden. Entsprechend stößt es dem Internet auf, wenn es nicht ernst genommen sondern attackiert wird.
17. Auf ein Wort.
Macht kommt von Machen und nicht vom mächtig sein.
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