In diesem Text steht nichts Neues, er dient allein der Dokumentation.
Gestern habe ich mein Abo von „Die Andere Bibliothek“ gekündigt, weil ich sie nicht mehr ertrage. Der Doppelband „Eduard Engel – Deutsche Stilkunst“, der letzte den ich erhalten habe, hat bei mir das Fass zum Überlaufen gebracht. Es ist dabei vielleicht unwichtig, dass man Engel, ein Sprachnazi sondergleichen, nicht als solchen verortet und eingeordnet hat. Grundsätzlich ist es auch begrüßenswert, dass man einem Autor „sein Buch zurückgibt“.
Unerträglich ist für mich vielmehr die ewige Selbstbespiegelung des deutschen Bürgertums und seiner Helden, die unter Herausgeber Christian Döring dem Leser der AB in zu hoher Dosis verabreicht wird. Die Neugierde auf die Welt ging komplett verloren. Wenn denn mal ein Syrer kommt, dann reist der nach Paris und erzählt von dieser Reise. Oder der Europäer, meist ein Deutscher oder Franzose, bestenfalls mal ein Engländer, reist durch Europa und erzählt davon. Gewürzt mit viel russischer Seele, zu der wir Deutschen angeblich eine besondere Beziehung haben und fertig ist der Mix. Der Rest ist selbstverliebtes Begaffen des eigenen Tuns in Gegenwart und Vergangenheit. Meist in nicht sehr intelligenter oder gar origineller Form. Die Tagebücher von Edwin Geist dürften beispielsweise ein Tiefpunkt besonderer Natur gewesen sein.
Es werden die Gestörten vorgeführt, nicht mehr die tiefgehenden Erfahrungen, wie bei „Eine Frau aus Berlin“ in 2003.
Das allein ist für mich schon ein Ausschlusskriterium, aber wenn man nach 1,5 Jahren Flüchtlingen in Deutschland und weltweiter Krisen, noch immer kein Buch aus jenen Regionen anbietet, die uns aktuell beschäftigen, dann hat man etwas verpasst. Es gibt so unglaublich gute Autoren aus allen Regionen dieser Welt, auf die die AB nicht mehr neugierig ist. Sie muss kein Unionsverlag werden, doch offen soll sie sein.
Stattdessen scheint die AB selbst das widerzuspiegeln, was im deutschen Bürgertum zu beobachten ist. Das elende Einkesseln im Ich. Man will sich die Welt vom Leibe halten und wenn es so weit geht, wie bei Eduard Engel, dessen Menschenverachtung in Bezug auf nicht-Deutsche keine Silbe wert ist, dann könnte man dahinter auch eine politische Einstellung ihr Unwesen treiben sehen.
In diesem Sinne, auf Wiedersehen.